04Feb

  • Kategorie: Berufliches Gymnasium
Kategorie:  Berufliches Gymnasium
04Feb

Wir, der Differenzierungskurs "Wider das Vergessen - Eine Spurensuche in Auschwitz", dessen zentrale Aufgabe die Auseinandersetzung mit dem Judentum, dem Holocaust und dem Konzentrations- und Vernichtungslager in Auschwitz ist, fuhren im Dezember 2016 nach Oświęcim und Krakau, um uns ein näheres Bild von den Verbrechen der Nationalsozialisten und dem Genozid an den Juden unter der Herrschaft Hitlers machen zu können. Uns begleiteten zwei deutsche Studentinnen, die eine Reportage zum Thema "Holocaust" für die Süddeutsche Zeitung schreiben.

Am ersten Tag haben wir die Stadt Oświęcim besichtigt und uns dabei das Jüdische Zentrum und die Synagoge, die heute ein Museum beherbergt, angeschaut. In der Synagoge nahmen wir an einem Workshop teil, um mehr über die Geschichte der Stadt und über die jüdische Bevölkerung , die hier vor dem Holocaust friedlich gelebt hatte, zu erfahren. Anschließend reflektierten wir als Abschluss des ersten Tages unsere Eindrücke und Gefühle in einer Diskussionsrunde mit den Lehrern. Die Journalistinnen führten einzelne Interviews mit uns Schülern und haben uns bzgl. unserer Erwartungen an diese Woche befragt.

In den darauffolgenden Tagen haben wir das Stammlager (Auschwitz I) und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) unter der Führung einer deutschsprechenden Polin besichtigt. Hier haben wir viele neue Eindrücke sammeln können und neue Aspekte der Konzentrationslager kennengelernt. Vor allem die Größe des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau hat uns extrem überwältigt und beeindruckt. Es ist tatsächlich ein komplett anderes Gefühl, wenn man vor Ort ist und die damaligen grausamen und menschenverachtenden Verhältnisse und Umstände mit seinen eigenen Augen betrachten kann. Die Atmosphäre bei den Besichtigungen und in den Reflektionsrunden am Abend war sehr bedrückend und emotional. Viele von uns Schülern haben ihren Gefühlen freien Lauf gelassen und ihre Gedanken offen ausgesprochen.

In diesen Tagen haben wir auch in verschiedenen Workshops gearbeitet. Wir haben uns mit der Geschichte von Henryk Mandelbaum, einem Holocaust-Überlebenden und Mitglied des Sonderkommandos in Birkenau beschäftigt. Herr Mandelbaum war bis zu seinem Tod im Jahr 2008 auch als Zeitzeuge aktiv und hat sich sehr dafür eingesetzt, dass der Holocaust nicht vergessen wird. Auch gab es einen Workshop über menschliche Werte in einer unmenschlichen Welt, bei dem wir uns mit den Begriffen Hoffnung, Glaube, Liebe und Freiheit beschäftigt haben und diese Begriffe und deren Bedeutung für uns in verschiedenen Gruppen präsentiert haben.

Am Donnerstag schauten wir uns im Stammlager in Kleingruppen verschiedene Länderausstellungen der Nationen und Bevölkerungsgruppen an, die Opfer der Nazis wurden. Vor allem die holländische und israelische Ausstellung haben uns sehr beeindruckt.

Am letzten Tag in Oświęcim hatten wir ein Zeitzeugengespräch mit Wacław Długoborski, einem polnischen Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg, der als politischer Häftling in Auschwitz-Birkenau gefangen gehalten wurde. Das Gespräch war sehr beeindruckend und informativ. Es war ein besonderes Erlebnis, persönlich mit einem Holocaust-Überlebenden sprechen zu dürfen.

Am Samstag verabschiedeten wir uns von Auschwitz-Birkenau und gedachten vor Ort der Opfer des Holocausts. Wir zündeten Kerzen an, hielten Fürbitten und sangen Lieder. Es war ein sehr emotionaler Abschied, bei dem auch die ein oder andere Träne geflossen ist.

Die restliche Zeit unserer Exkursion verbrachten wir in Krakau. Während einer Stadtführung, schauten wir uns verschiedene Synagogen an und besuchten Schindlers Museum.

(Mohammed Sile)