Kaum eine Literaturart hat in den letzten Jahren so viel Zulauf bekommen wie der Kriminalroman. Damit die angehenden Buchhändler des Karl-Schiller-Kollegs einmal sehen konnten, wo diese Faszination ihren Ursprung hat, besichtigten sie den Grafitverlag: Das Aushängeschild für deutschsprachige Krimis, ganz besonders aber für Regionalliteratur aus dem Ruhrgebiet.

Noch glänzt das Kopfsteinpflaster vom Morgentau und dem nächtlichen Regen. Die morgendliche Stille wird nur von einer Straßenbahn gestört, die schon nach wenigen Augenblicken wieder im Nebel verschwindet. Gelegentlich streift ein einsamer Fußgänger an den Schaufenstern und Häuserwänden der hohen Büro- und Wohngebäuden vorbei. Die ganze Szenerie könnte der Auftakt für einen klassischen Krimi sein und hier, versteckt in einer kleinen Seitenstraße, liegt ein Laden, dessen Schaufenster mit Büchern gefüllt ist. Flüchtig betrachtet könnte es eine Buchhandlung sein. Doch schaut man genauer hin, stellt man fest, dass es alles Bücher eines Verlages sind: Des Grafit Verlags.

Schwarzer Einband, illustriertes Cover und das Logo am unteren Rand. Diese Gestaltung ist das Erkennungsmerkmal der Bücher des Verlags und hier, im Herzen Dortmunds, werden sie geboren. Die „Verlagsführung“ ist schnell erledigt. Drei große Räume, die Wände sind mit Lagerregalen und hunderten von Exemplaren des Verlages bedeckt. Ein großer Packtisch steht direkt neben einem der Schreibtische. Doch es wirkt keinesfalls beengt, sondern eher gemütlich. In kleiner Runde erzählt die Verlagsleiterin Ulrike Rodi aus dem Alltag eines Verlages und darüber, wie sie und ihr kleines Team sich nun seit mittlerweile über 25 Jahren zum Aushängeschild für deutsche und internationale Krimis entwickelt haben. Dabei steht Qualität stets an erster Stelle. „Man kann eigentlich sagen, dass wir uns nicht an anderen Verlagen orientieren, sondern die anderen sich an uns“ meint Ulrike Rodi nicht ganz ohne Stolz. Jährlich zwei Programme mit neun oder zehn Titeln. Doch es muss nicht immer nur Krimiliteratur sein. Auch der ein oder andere historische Roman findet sich im Programm des Grafitverlages. „Solange es spannend geschrieben ist“. Aber auf die richtige Auswahl kommt es an. Allein über 1500 unangeforderte Manuskripte erreichen den Verlag jährlich. Doch die Spreu trennt sich meist schnell vom Weizen. “Wenn einer nicht schreiben kann, dann kann er nicht schreiben“ fasst die Verlagsleiterin schmunzelnd zusammen. Denn auch mit ihrer kleinen Menge an Neuerscheinungen hat der Verlag alle Hände voll zu tun. Allein die fast 10000 Verlagsvorschauen müssen jedes Mal per Hand verpackt und verschickt werden. „Das ist dann immer ein kleines Happening hier bei uns“. Man merkt, dass hier alle mit Eifer und Begeisterung für das Image des kleinen, unabhängigen Verlages stehen. Was vor 25 Jahren als Projekt für Reise- und Hotelführer begann, hat sich nun zum Profi des Krimis gemausert. Die jungen Buchhändler freuten sich über Leseexemplare und einen Einblick in die spannende Welt des Verlagswesens mit all seinen Facetten. Sei es das umfassende Arbeitsfeld des Lektorats, die vielfältigen Aufgaben des Vertriebes oder die zahllosen notwendigen Schritte, die im Marketing- und Layoutbereich beachtet werden müssen.

Ansprechpartner : Christian Göhler (BUO1), Christine Hohla-Limbeck